Was ist das Mikrobiom eigentlich?

 

Das Mikrobiom ist eine Ansammlung von Mikroorganismen, die in unserem Körper leben, vor allem im Darm, aber auch in anderen Bereichen wie Lunge, Nase, Nebenhöhlen, Mund, Rachen, Blase, Haut und Augen und umfasst Bakterien, Viren, Hefen und auch Parasiten. Unser Körper besteht aus mehr Mikroben als aus unseren eigenen Zellen (Verhältnis 10:1), und wir leben seit Menschengedenken in Harmonie mit diesen mikroskopischen Lebewesen. Wir geben ihnen ein Zuhause und füttern sie, im Gegenzug verdauen sie unsere Nahrung, versorgen uns mit Nährstoffen, schützen uns vor anderen, nicht so freundlichen Mikroben, regulieren unsere Genexpression und verbessern die Kommunikation zwischen unseren Zellen und Neuronen (Nervenzellen).
Die mikrobielle DNA, die wir nach ihrem Absterben in unsere Zellen aufnehmen, die Stoffwechselabbauprodukte, die sie absondern, und auch die Toxine, die sie produzieren, spielen alle eine epigenetische Rolle und verändern die Art und Weise, wie unsere eigene DNA ausgedrückt wird, und die Botschaften, die unsere Zellen einander senden. Nicht umsonst wird der Darm auch unser zweites Gehirn genannt. Der Darm hat sehr viele Nervenzellen, mehr als unser Gehirn. Zwischen den beiden Organen gibt es verschiedene Nervenleitbahnen, die sich gegenseitig beeinflussen und aufeinander abgestimmt sind.

Man schätzt, dass wir einst etwa 4000 Bakterienarten beherbergten, aber heute leben in einem „gesunden“ westlichen Durchschnittsbürger nur noch etwa 1000 verschiedene Arten, wenn wir vom Mund bis zum Enddarm messen.
Das ist ziemlich traurig.

 

Was ist also schief gelaufen? Was hat diese einstmals für beide Seiten vorteilhafte Beziehung getrübt?

  1. Antibiotika: Jedes Mal, wenn wir Antibiotika einnehmen, eliminieren wir dauerhaft Arten von Organismen in unserem Körper, und es wird immer schwieriger diese zurückzubekommen. Oxalobacter formigenes, der Oxalate aus der Nahrung aber auch durch eigene Stoffwechselprozesse produzierte Oxalate abbaut, ist ein Beispiel dafür und ein Grund, warum wir heutzutage so viele Oxalatprobleme bei chronischen Beschwerden feststellen.
  2. Konservierungsstoffe: Wenn Lebensmittel konserviert werden, dann wird das Wachstum von Bakterien unterdrückt. Was also passiert in unserem Darm, wenn wir Lebensmittel mit Konservierungsstoffen essen?
  3. Glyphosat: Glyphosat ist ein Herbizid und wird zur Bekämpfung unerwünschter Pflanzen wie Unkraut eingesetzt. Die unkrautvernichtende Wirkung von Glyphosat liegt in seiner Fähigkeit, den so genannten Shikimisäure-Stoffwechselweg zu hemmen. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Stoffwechselweg, den Pflanzen nutzen, um die Enzyme und Verbindungen zu produzieren, die sie zum Überleben benötigen. Sobald dieser Schalter ausgeschaltet ist, werden die Unkräuter geschwächt, bis sie schließlich verdorren und absterben. Dies hat zur Folge, dass weniger Nährstoffe für das Wachstum von Gemüse zur Verfügung steht. Unkraut gibt dem Boden wenn es natürlich abstirbt und sich zersetzt viele Nährstoffe zurück und es lockert mit seinen Wurzeln den Boden auf. Somit kann es dazubeitragen, dass die Bodenqualität sich verbessert.Da wir Menschen nicht denselben Shikimisäure-Weg zur Synthese essenzieller Moleküle nutzen, argumentieren einige, dass dieses wirksame Herbizid für unseren Körper unschädlich ist. Aber die bloße Betrachtung, ob Glyphosat diesen spezifischen Stoffwechselkreislauf im menschlichen Körper unterbricht oder nicht, gibt uns nicht das ganze Bild dessen, was dieses Herbizid wirklich für unsere Gesundheit tut – nicht einmal annähernd.
  4. Chemikalien und Medikamente generell: All die anderen Chemikalien und Medikamente, speziell die Protonenpumpenhemmer, die wir zu uns nehmen.
  5. Stress: Unabhängig davon, ob es sich um körperlichen, emotionalen oder toxischen Stress handelt, kann alles, was das autonome Nervensystem in einen Kampf-oder-Flucht-Modus versetzt, die Zusammensetzung des Mikrobioms so verändern, dass es anfälliger für entzündliche Reaktionen wird.
    Stress kann auch die Darmkontraktionen (Peristaltik) hemmen, mit denen das Verdauungssystem die Ansiedlung von Bakterien verhindert und den Darm in Bewegung hält.

 

Was können wir tun?

  1. Wir können uns schmutzig machen: Wir können unsere Kinder im Garten spielen lassen und sie „sich im Schlamm“ suhlen lassen. Wir können selber Barfuss auf der Erde laufen, auch wenn es nass ist und uns die Füsse schmutzig machen. Wir können mit den Händen in der Erde wühlen während wir Gartenarbeiten verrichten, uns auf den Rasen legen und den Himmel beobachten. Es geht nicht darum, die Erde zu „inhalieren“, das kann auch zu unangenehmeren Infektionen führen, aber wir können der Natur wieder etwas näher kommen.
  2. Für einen gesunden Boden sorgen: Die Anwendung biodynamischer Anbaumethoden, bei denen wir den Boden mit organischem Kompost anstelle von synthetischen Düngemitteln füttern, ist die einzige Möglichkeit, einen gesunden, an Mikroorganismen reichen Boden zu gewährleisten. Das Bodenmikrobiom ist für den Abbau von pflanzlichen und organischen Stoffen und die Freisetzung von Nährstoffen an die Wurzeln der Pflanzen verantwortlich. Auf diese Weise werden Mineralien absorbiert und in unserem Gemüse angereichert. Wenn Gemüse auf synthetischen Böden mit Phosphat- und Stickstoffdüngern angebaut wird, welche Nährstoffe enthalten sie dann? Phosphat und Stickstoff, was ohne Diskussion wichtige Nährstoffe sind, aber leider enthalten sie nicht viel mehr.
    Wenn Gärten mit Round-up und anderen Herbiziden besprüht werden, sterben die Bodenorganismen ab, so dass der Boden unfruchtbar wird und keine Nährstoffe für die Pflanzen liefern kann. Was essen Sie da? Glyphosate.
  3. Nicht immer alles desinfizieren: Keine antimikrobiellen Handwaschmittel, keine antimikrobiellen Seifen, keine antimikrobiellen Mittel mehr.
    Es mag einige Ausnahmefälle geben, in denen dies wichtig ist (z. B. bei stark immungeschwächten Personen oder bei Operationen), aber im Allgemeinen sollte die Werbung mit glücklichen Familien, die sich gegen böse Bakterien im Alltag „schützen“, indem sie alles um sich herum einsprühen und desinfizieren, wegen der veralteten Fehlinformationen, die sie verbreitet, verboten werden.
  4. Stressbewältigungsstrategien anwenden: Viele leiden unter Schlafmangel, zu viel Arbeit, zu vielen Partys und Sorgen. Als Teil von uns ist unserer Mikrobiom genauso von Stress betroffen wie wir selbst. Wir sollten es vermeiden zu viel Sport zu treiben, zu wenig zu schlafen und uns zu sehr mit Dingen zu beschäftigen, für die wir eigentlich keine Zeit haben. Wir dürfen Lernen „NEIN“ zu sagen und abzugrenzen und uns Zeit für uns zu nehmen.
  5. Eine Wohlfühloase für unsere Mikroorganismen: Wir müssen dafür sorgen, dass wir unseren Mikroorganismen ein Umfeld bieten, in dem sie sich zu Hause fühlen. Wir sollten darauf acht geben, dass wir genügend Ballaststoffe essen und genügend Wasser trinken, um unserem Darm in Bewegung zu halten, dass wir genügend Fette essen, um die Gallenflüssigkeit aus einer gesunden Leber anzuregen, die die Magensäure neutralisiert, und dass wir genügend Pankreasenzyme aus einer gesunden Bauchspeicheldrüse ausscheiden, um die Verdauung der Nahrung in kleinere Stücke zu erleichtern, die von den Bakterien aufgenommen werden können. Wir sollten eine entzündete Darmwand heilen, damit sich Mikroorganismen festsetzen und dauerhaft ansiedeln können. Wir sollten ausreichend antioxidantienreiche pflanzliche Lebensmittel essen (achtung bei Salicylatintoleranz) um Entzündungen zu reduzieren. Wir sollten uns darauf konzentrieren „echte“ Lebensmittel zu uns zu nehmen. Lebensmittel, die nicht mit Pestiziden/Kräuterschutzmitteln/Glyphosat angebaut wurden, mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln, die Glyphosatrückstände enthalten, mit verarbeiteten Lebensmitteln, die Konservierungsstoffe und andere Chemikalien enthalten und ganz wichtig, dass wir darauf achten wenig bis keinen Zucker zu essen, denn Zucker füttert die „schlechten“ Darmbakterien, Pilze und auch Parasiten. Auch führt der Zucker zu Entzündungen im Körper, die dann wiederum Auswirkungen auf unser Darmmikrobiom haben.Die Ernährung ist jeweils sehr individuel. Nicht jede Ernährungsform ist für jeden gesund.
  6. Sauberes Wasser trinken: Leitungswasser wird mit Chlor, Fluorid und vielen anderen Chemikalien behandelt, um schädliche Bakterien im Wasser abzutöten, aber das Gleiche geschieht auch in unserem Darm. Wenn Sie unbehandeltes Wasser aus dem Tank trinken, könnten wir Parasiten oder Protozoen ausgesetzt sein, die ebenfalls unsere Gesundheit beeinträchtigen können. Deshalb ist es wichtig, in gute Wasserfiltersysteme zu investieren, die Chemikalien, Pestizidrückstände, Fluorid, Chlor, Metalle und potenziell schädliche Mikroorganismen entfernen können.
  7. Wir sollten unsere Mikroorganismen zu schätzen wissen: Solange wir nicht aufhören, unsere symbiotischen Gäste als Feinde zu betrachten, werden wir kein nahrhaftes und einladendes Umfeld für sie schaffen. Es gibt sie seit Anbeginn der Zeit, sie werden von Generation zu Generation weitergegeben, also machen müssen wir uns klar machen, dass wir ohne diese nicht überleben können. Wir müssen lernen, sie und die Rolle, die sie für unsere Gesundheit spielen, zu respektieren. Wir sollten sie entsprechend behandeln und sie werden uns eine Menge Liebe zurückgeben.

 

Wenn unser Mikrobiom gesünder wird, können wir Verbesserungen erwarten bei:

  • Immunfunktion
  • Hormonregulierung
  • Verdauung
  • Stimmung
  • Energie
  • Gewicht
  • Nährstoffaufnahme
  • Genetische Expression oder Epigenetik
  • Anpassung an Stress
  • Allergien und Unverträglichkeiten
  • Schlaf
  • Hautausschlägen

 

Wichtige Nährstoffe, die von unserem Mikrobiom produziert werden

  1. Vitamin C: Es ist immer noch weithin anerkannt, dass der Mensch Vitamin C nicht synthetisieren kann und es über die Nahrung aufnehmen muss, weil ihm ein bestimmtes Enzym fehlt, das an diesem Prozess beteiligt ist. Neuere Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass es in unserem Körper Bakterien und auch Hefepilze gibt, die Vitamin C herstellen können. Auch wenn uns also in unseren eigenen Zellen die genetische Ausstattung zur Herstellung dieses Antioxidans fehlt, kann uns unser Mikrobiom dabei unterstützen.
  2. Methyliertes Folat: 5-Methyltetrahydrofolat wird von Laktobazillen im Darm bei der Verdauung von grünem Gemüse produziert. Entgegen der landläufigen Meinung müssen wir also nicht für den Rest unseres Lebens methylierte Folatpräparate einnehmen, wenn wir positiv auf MTHFR-Polymorphismen getestet worden sind. In erster Linie lassen sich Polymorphismen niemals „behandeln“, und viele Menschen ohne MTHFR-Polymorphismus weisen aufgrund schlechter Ernährung, Darmproblemen oder der Einnahme von Antibiotika in der Vergangenheit einen niedrigen Wert an methyliertem Folat auf. Es hat sich herausgestellt, dass wir die Produktion von Methylfolat, das für die Methylierung benötigt wird, unterstützen, wenn wir fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Joghurt, die Laktobazillen enthalten, mit viel grünem Biogemüse essen.
  3. B-Vitamine: Diese werden ebenfalls für die Methylierung, aber auch für die Energieproduktion und ein gesundes Nervensystem benötigt.
  4. Konjugierte Linolsäure (CLA): CLA ist eine Fettsäure, die an der Gewichtsabnahme und der Insulinregulierung beteiligt ist.
  5. Vitamin K: Wird für gesunde Knochen und gesunde, flexible Blutgefäße benötigt.
  6. Butyrat: Durch die Fermentation von Ballaststoffen produzieren Darmbakterien kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat, das eine wichtige Nahrungsquelle für die Kolonzyten (die Zellen im Dickdarm) darstellt.
  7. Antibiotika: Ja, Bakterien produzieren ihre eigenen Antibiotika, die so genannten Bakteriozine, die dazu beitragen, den Wirt (Wir!) vor eindringenden Organismen zu schützen und diese abzutöten. Dieses immunmodulierende System im Darm ist Teil des GALT-Organsystems (Gut Associated Lymphoid Tissue).

 

Take away…
Wir sollten verstehen, dass wir kein einzelnes Wesen sind, sondern ein Zentrum von Aktivitäten, das sich ständig verändert und sich an neue Umstände anpasst. So wie unsere menschliche Familie von uns abhängig ist, so ist es auch unsere“mikrobielle Familie“. Wir sollten Sie gut pflegen.

___________________________________________________________________________________________________________

Referenzen:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3426293/#:~:text=The%20human%20microbiota%20consists%20of,these%20cells%20harbor%5B1%5D.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7306068/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10197139/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3144392/#:~:text=Thiamine%2C%20folate%2C%20biotin%2C%20riboflavin,by%20gut%20bacteria%20%5B33%5D.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8321864/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7480383/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6187125/