Interstitielle Zystitis und chronische Harnwegsinfektionen

 

Die interstitielle Zystitis ist ein chronisches Blasenentzündungssyndrom. Sie ist eine chronische Erkrankung, die Blasendruck, Blasenschmerzen und manchmal auch Schmerzen im Beckenbereich verursacht. Die Schmerzen reichen von leichtem Unbehagen bis zu starken Schmerzen. Die Erkrankung ist Teil eines Spektrums von Krankheiten, die als schmerzhaftes Blasensyndrom bekannt sind.

Die Blase ist ein hohles, muskulöses Organ, das Urin speichert. Sie dehnt sich aus, bis sie voll ist, und signalisiert dann dem Gehirn über die Beckennerven, dass es Zeit ist zu urinieren. Dadurch wird bei den meisten Menschen der Harndrang ausgelöst. Bei einer interstitiellen Zystitis geraten diese Signale durcheinander – Sie haben das Gefühl, häufiger und mit kleineren Urinmengen urinieren zu müssen als die meisten Menschen.

Von der interstitiellen Zystitis  sind weltweit weit über 100 Millionen Menschen betroffen davon überwiegend Frauen. Sie kann die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen.

Das breite Spektrum an Symptomen und Schweregraden macht es schwierig, diese Erkrankung spezifisch zu benennen. Die Schulmedizin geht von einer nicht heilbaren Erkrankung aus, wie das bei chronischen Erkrankungen oft der Fall ist und behandelt mit Medikamenten um die Symptome zu lindern. Doch wie bei jeder chronischen Erkrankung liegen der interstitiellen Zystitis multifaktorielle Ursachen zu Grunde, die, wenn man sie richtig behandelt, eine Remission der Symptomatik ermöglichen können. Ähnlich wie bei Hashimoto oder anderen autoimmunen Erkrankungen, die in Remission gebracht werden können.

Die Anzeichen und Symptome der interstitiellen Zystitis sind von Mensch zu Mensch verschieden. Wenn Sie an einer interstitiellen Zystitis leiden, können die Symptome auch im Laufe der Zeit variieren und als Reaktion auf häufige Auslöser wie Menstruation, langes Sitzen, Stress, körperliche Betätigung und sexuelle Aktivität periodisch aufflammen oder sie sind dauerhaft da.

Zu den Anzeichen und Symptomen der interstitiellen Zystitis gehören:

  • Schmerzen/Brennen im Becken oder zwischen Vagina und Anus bei Frauen
  • Schmerzen zwischen Hodensack und Anus (Perineum) bei Männern
  • Chronische Schmerzen im Beckenbereich
  • Blasenkrämpfe
  • Schmerzhafter Harndrang/Schmerzen beim Wasserlassen
  • Anhaltender, dringender Harndrang
  • Häufiger Harndrang, oft in kleinen Mengen, tagsüber und nachts (bis zu 60 Mal pro Tag)
  • Schmerzen oder Unwohlsein beim Füllen der Blase und Erleichterung nach dem Urinieren
  • Schmerzhafte Harnröhre
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Obwohl die Anzeichen und Symptome einer interstitiellen Zystitis denen einer chronischen Harnwegsinfektion ähneln können, liegt normalerweise keine Infektion vor. Die Symptome können sich jedoch verschlimmern, wenn eine Person mit interstitieller Zystitis eine Harnwegsinfektion bekommt. Oftmals gehen auch chronische Harnwegsinfektionen einer interstitiellen Zystitis voraus. Antibiotikagaben, die bei einer Harnwegsinfektion gerne gegeben werden, reizen die Blasenschleimhaut auf Dauer und können eine interstitielle Zystitis fördern.

Eine interstitielle Zystitis beieinträchtig die Lebensqualität der betroffenen auf unterschiedlichen Ebenen teilweise stark. So leidet oftmals die Beziehung (kann auch ein Grund für die interstitielle Zystitis sein), die Sexualität, der Schlaf und die Entspannung, aber auch die Arbeit sowie die Konzentration.

Faktoren, die zu einer interstitiellen Zystitis führen können:

  • Leaky Gut: Falsche Ernährung und Stress können die Auskleidung des Darms schädigent, so dass Giftstoffe und unverdaute Nahrungspartikel in den Blutkreislauf gelangten. Dies löst chronische Entzündungen im gesamten Körper aus, auch in der Blase
  • Schlechte/falsche Ernährung: Kann zu einem Leaky Gut führen und dem Körper wichtige Vitalstoffe rauben. Das Immunsystem wird geschwächt und somit werden wir anfälliger für Infektionen.
  • Stress: Chronischer Stress (emotional, physisch, psychisch) kann auf den Körper verheerende Auswirkungen haben und zu einer Dysregulation im Immunsystem, Nervensystem und auch Hormonsystem führen.
  • Oxalate: Ein hoher Oxalatgehalt in der Ernährung oder genetische Probleme bei der Verarbeitung von Oxalaten, können den Darm und auch die Blase dauerhaft reizen. Oxalate sind kleine messerscharfe Kristalle.
  • Salicylate: Salicylate sind ein weitere Bestandteil von pflanzlichen Nahrungsmitteln die den Darm und die Blase bei Verarbeitungsproblemen dauerhaft reizen können
  • Infektionen mit Bakterien und Schimmelpilzbelastung: Bakterielle Infektionen (Dysbiosen im Darm) sowie eine Schimmelpilzbelastung können Biofilme im Darm aber auch in der Blase bilden. Biofilme sind Schutzschichten, die es schwierig machen, die Infektion auszurotten. Die Bakterien und Pilze können sich hinter dem Biofilm verstecken. Ausserdem kann eine Belastung mit Schimmelpilzen zu systematischen Entzündungen führen und die Symptomatik einer interstitiellen Zystitis verschlimmern.
  • Hefepilzinfektion (Candida): Hefepilzinfektionen entstehen gerne wenn das Darmmikrobiom im Ungleichgewicht ist. Diese fördern Leaky Gut, bilden Biofilme und führen zu Entzündungen. Dazu kommt, dass sie zu einer Oxalatüberladung beitragen können, da Hefepilze (auch Schimmelpilze) Oxalate bilden können.
  • Infektionen mit Biofilmen: Bestimmte Bakterien wie z.B. E. Choli und Enterokokken können in der Blase Biofilme bilden. Wie bereits erwähnt dienen diese als Schutzschicht, was dazu führt, dass Antibiotikagaben nur oberflächlich und kurzfristig helfen. Auch das Immunsystem hat mehr Mühe die Infektion zu bekämpfen.
  • Mastzellaktivierung: Die Mastzellen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems. Sie reagieren auf Eindringlinge indem sie eine Vielzahl an Entzündungsmediatoren, u.a. Histamin, freisetzen um diese zu bekämpfen. Bleiben die Mastzellen in einer Überaktivierung, kann dies zu chronischen Entzündungen im Körper führen und die Symptome einer interstitiellen Zystitis verstärken.
  • Hyperkoagulation: Hyperkoagulation bedeutet, dass das Blut leichter gerinnt und es leichter zu einer Blutplättchenaktivierung kommt, was ein schützendes Umfeld für Bakterien und andere Krankheitserreger schaffen kann, in dem diese gedeihen und Biofilme bilden können. Manche Menschen sind genetisch mehr zur Bluttplättchenaktivierung veranlagt als andere und somit zu einer erhöhten Bildung von Biofilmen.
  • Genetische Veranlagungen: Mutationen im CBS-Gen können zu einer erhöhten Bildung von Ammoniak führen, was eine PH-Wert des Urins zur Folge hat. Bakterien können sich so besser ansiedeln. Mutationen im Nrf2/KEAP1 erhöhen das Risiko für chronische Infektionen auf Grund vermehrter Bildung und Anhäufung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS). Nrf2 reguliert die antioxidative Antwort auf einen Stressor. Mutationen im Nrf2 sind oft Mutationen, die, die Leistung des Enzyms verlangsamen, das heisst, die Fähigkeit des Körpers oxidativen Stress zu bekämpfen ist beeinträchtigt. Dies führt zu anhaltenden Entzündungen und Infektionen. KEAP1 hemmt Nrf2, es kontrolliert sozusagen, dass Nrf2 nicht überschiesst. Mutationen im KEAP1 bedeuten oft eine Beschleunigung des Enzyms. Wenn also KEAP1 Nrf2 hemmt und KEAP1 ist zusätzlich beschleunigt, während Nrf2 zusätzlich verlangsamt ist, dann übt KEAP1 zusätzlichen „Druck“ auf Nrf2 aus, was die Antwort des Körpers auf oxidativen Stress weiter beeinträchtig. Eine weitere Mutation, die bei der interstitiellen Zystitis eine Rolle spielen kann ist die CYP1B1-Mutation. Diese kann die Entgiftungskapazität des Körpers vermindern, so dass es schwieriger wird Giftstoffe auszuscheiden. Diese können sich dann im Körper anhäufen und zu weiteren Entzündungen führen. Natürlich spielen auch noch weitere „Gene“ eine Rolle z.B. das FUT2-Gen. Eine Schwächung in diesem Gen führt dazu, dass wir anfälliger sind für bestimmte Infektionen wie Streptokokken, Influenza, Epstein-Barr-Virus, Herpes Viren, Hefe- und Schimmelpilze, da die Fähigkeit des Körpers 2-Fucosyllaktose zu produzieren eingeschränkt ist. 2-Fucosyllaktose schützt uns gegen Keime und stimuliert das Wachstum der „guten“ Darmbakterien. Es schützt auch die Leber vor den Auswirkungen von „Ethanol“.

Wenn wir beginnen die Ursachen einer interstitiellen Zystitis zu erforschen und zu behandeln, ist es möglich diese in Remission zu bringen und ein normales Leben ohne Beschwerden zu führen. Der Weg ist nicht einfach und je nach dem wie viele zugrundeliegende Faktoren daran beteiligt sind, dauert es seine Zeit.

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Referenzen:

https://www.frontiersin.org/journals/nutrition/articles/10.3389/fnut.2022.904740/full
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6629589/
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https://liverfoundation.org/liver-diseases/complications-of-liver-disease/hepatic-encephalopathy/diagnosing-hepatic-encephalopathy/
https://www.dovepress.com/nutraceutical-aid-for-allergies–strategies-for-down-regulating-mast-c-peer-reviewed-fulltext-article-JAA