Mastzellaktivierungssymdorm (MCAS), Histamin und das Nervensystem

 

Was sind Mastzellen und was spielen Sie für eine Rolle im Körper?
Die Mastzellen spielen eine wichtige Rolle in unserem Körper. Sie gehören zu den weissen Blutkörperchen im Immun- und Neuroimmunsystem.
Sie sind an der Immunantwort und am entzündlichen Geschehen beteiligt und überall im Körper anzutreffen. Vorwiegend aber in Barriereorganen wie der Haut, Schleimhäuten von Nase, Lunge, Augen, Ohren, Darm, Mund, Zunge, Blase und im Bindegewebe, aber auch im Gehirn, um die Blutgefässe der Blut-Hirnschranke herum und in den Lymph- und Blutgefässen sowie in Nervenzellen direkt. Sie sind die erste Verteidigung wenn es um Eindringlinge geht.

Hauptaufgaben von Mastzellen:

  • Abwehr von Eindringlingen
  • Wundheilung
  • Bildung neuer Blutgefässe
  • Immunantwort
  • Verhinderung von Krebs
  • Entzündungsbekämpfung
  • Schutzfunktion

Je nach dem wo im Körper sich die Mastzellen befinden, können Ihre Aufgaben variieren. Die Mastzellen sind u.a. mit Stoffen wie Histamin, Leukotrine, Prostaglandine, Tryptase, Cytokine, Heparin beladen. Es gibt aber noch hunderte mehr dieser Stoffen, die von Mastzellen freigesetzt werden. Diese Stoffe nennt man Mediatoren. Sie befinden sich in kleinen Säckchen in den Zellen, die Granula genannt werden. Beim Bedarfsfall können die Mastzellen einige dieser Mediatoren freisetzten – dies nennt man Degranulation. Je nach Stärke der Reaktion kann es zu einer Kettenreaktion kommen, die, die Mastzellen im ganzen Körper triggert.
Mastzellen sind an allergischen (IgE-vermittelt), wie auch pseudoallergischen (nicht IgE-vermittelt) Reaktionen beteiligt.

Der bekannteste Mediator davon ist das Histamin. Histamin verursacht Schwellungen, Rötungen und Juckreiz und diverse andere Symptome. Wir kennen das von allergischen Reaktionen.

Wodurch wird das Mastzellaktivierungssyndrom verursacht?
Menschen mit Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) sind wie die Kanarienvögel in der Kohlengrube. Das Mastzellaktivierungssyndrom entsteht, wenn normale Mengen an Mastzellen vorhanden sind, diese aber überreagieren und Kettenreaktionen im ganzen Körper entstehen (Achtung: nicht zu vergleichen mit der Mastozytose, diese entsteht wenn ungewöhnlich viele Mastzellen vorhanden sind, ist aber relativ selten). Es ist wie ein Waldbrand, der mit einem kleinen Funken beginnt und langsam ausser Kontrolle gerät.

Zu den Ursachen des Mastzellenaktivierungssyndrom können gehören:

  • genetische Faktoren: z.B. Störungen beim Histaminabbau durch ein Mangel des extrazellurär histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) oder eine verminderte Leistung des intrazellulär histaminabbauenden Enzyms Histamin-N-Methyltransferase (HNMT)/Probleme mit den Entgiftungswegen (Sulfation in der Leber)/Störungen im Arachidonsäurestoffwechsel oder beim Abbau von Oxalaten, etc.
  • übermässiger Histaminkonsum in der Ernährung
  • Infektionen: z.B. Borreliose/Epstein-Barr Virus
  • Toxische Schimmelpilzbelastung
  • Chemische Empfindlichkeiten
  • Impfreaktionen (für diejenigen, die dafür anfällig sind)
  • Eisen- und Kupferoxidation
  • Ammoniakablagerungen
  • Toxische Belastungen
  • Chronischer Stress
  • Temperaturschwankungen
  • Alkoholkonsum/Drogen
  • Medikamente
  • Behandlung des Mastzellaktivierungssymdrom

Die gute Nachricht ist, dass wir eine Menge tun können um unsere Symptome in den Griff zu bekommen, die natürlichen Heilungsprozesse unseres Körpers zu unterstützen und uns besser zu fühlen. Es braucht zwar Arbeit um gesund zu werden, aber wir haben die Möglichkeiten und Chancen, zu heilen, unser Leben wieder in die Hand zu nehmen und unser Potenzial voll auszuschöpfen.
Die Behandlung des Mastzellaktivierungssyndroms bedeutet, die Auslöser und die systemische Entzündung so weit wie möglich zu kontrollieren. Dazu gehört es Ursachen wie genetische Faktoren die Entzündungsprobleme verursachen mit Nahrungsergänzungsmitteln zu umgehen, Lebensmittel zu wählen, die Entzündungen verringern und die Stabilisierung der Mastzellen unterstützen und individuell verträglich sind (genetische Faktoren beachten), unterschwellige Faktoren wie Toxin-, Schwermetall- und/oder Schimmelbelastung ausfindig zu machen, eine gute Lebensweise zu wählen um Stress zu verringern und das emotionale Wohlbefinden zu optimieren sowie ganz wichtig das Nervensystem zu regulieren.

Was sind die Symptome des Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)?
MCAS-Symptome können in verschiedenen Systemen des Körpers auftreten, da sie im ganzen Körper vorhanden sind:

  • Allgemein: Müdigkeit und Unwohlsein, Überempfindlichkeit gegenüber Nahrungsmitteln, Medikamenten, Umweltgiften und Chemikalien, Schüttelfrost, Schweissausbrüche, ständiges Kältegefühl, Entzündungen, geschwollene Lymphknoten, Schwellungen
  • Muskeln/Skelett: Osteoporose und Osteopenie (auch bei jungen Menschen), Arthritis, die sich fortbewegt, allgemeine Muskel- und Knochenschmerzen, hyperflexible Gelenke, degenerative Bandscheibenprobleme
  • Haut: Hautrötung, Nesselsucht, leichte Blutergüsse, rötlicher oder blasser Teint, Juckreiz, brennende Empfindungen, Dermatographie (anhaltende Rötung oder weisse Flecken nach dem Kratzen der Haut), langsame Heilung der Haut, Haarausfall, Rosazea, Schuppenflechte, Ekzeme
  • Herz-Kreislauf: Schwächegefühl oder Ohnmacht, Brustschmerzen, schneller Herzschlag, Herzklopfen, Schwindel und Benommenheit beim Aufstehen, niedriger Blutdruck
  • Verdauung: Mundbrennen, Zahnfleischentzündungen, Durchfall, Verstopfung, Krämpfe, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Reflux, Schluckbeschwerden, Engegefühl im Hals, Malabsorption, Blähungen, erhöhte Leberenzyme, hoher Cholesterinspiegel, Nahrungsmittelempfindlichkeiten und Nahrungsmittelallergien (meistens auf Grund eines Leaky Gut), Reizdarmsyndrom und Fettleibigkeit können aufgrund von Fettstoffwechsel- und Absorptionsproblemen auftreten
  • Gehirn und Nervensystem: Gehirnnebel, Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Schwierigkeiten sich an Wörter zu erinnern, Kopfschmerzen, Migräne, Depressionen, Verlust der Lebensfreude, Nervenschmerzen, Aufmerksamkeitsprobleme, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Schwindel, Tinnitus, Taubheit, Schwitzen, Temperaturschwankungen, Kribbeln und Taubheit in Armen und Beinen
    Lunge und Atemwege: Verstopfung, Husten, Kurzatmigkeit, Keuchen, Asthma, erhöhte Schleimproduktion, Verstopfung der Nasennebenhöhlen, häufiges Räuspern, Schwellung der Nasennebenhöhlen und/oder der Nase, Nasenpolypen
  • Augen: Augenschmerzen, Rötung, Konzentrationsschwierigkeiten, Entzündungen in den Augen, verschwommene, juckende, tränende, gereizte Augen
  • Reproduktionssystem: Endometriose, schmerzhafte Regelblutungen, männliche und weibliche Unfruchtbarkeit, hormonelle Ungleichgewichte
  • Symptome der Harnwege: Entzündung des Gewebes, Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen, Symptome vom Typ Harnwegsinfektion
  • Anaphylaktische Reaktionen (können lebensbedrohlich sein): Atembeschwerden, juckende Nesselsucht, Rötung oder blasse Haut, Wärmegefühl, schwacher und schneller Puls, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Ohnmacht.

Andere Erkrankungen, die mit dem MCAS in Zusammenhang stehen können, sind:

  • Fibromyalgie
  • Chronische Müdigkeit,
  • Interstitielle Zystitis
  • Bestimmte Krebsarten
  • Morbus Crohn
  • Diabetes
  • Ehrler-Danlos-Syndrom (EDS)
  • posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS)
  • Autoimmunität wie rheumatoide Arthritis, Lupus, Hashimoto-Thyreoiditis und Multiple Sklerose
    Autismus-Spektrum-Störungen (aufgrund der Verbindung zwischen Mastzellen und Gehirn)

Es treten äusserst selten alle Symptome auf. In der Regel sind mindestens 2 Systeme betroffen, z. B. Verdauung und Hautsymptome oder Schlaflosigkeit und chemische Empfindlichkeiten. Manche Menschen bemerken vielleicht nur Symptome in einem System, ohne sich der Probleme in anderen Systemen bewusst zu sein.

Warum können die Mastzellen verrückt spielen, wenn das Nervensystem auf Hochtouren läuft?
Wie bereits im vorhergehenden Artikel erwähnt ist das Nervensystem im ganzen Körper verdrahtet und steht in direktem Kontakt mit unserer Haut, unseren Hormonen, unseren Immunzellen, unseren inneren Organen, Knochen, Muskeln und auch den Mastzellen.

Nun, da die Mastzellen direkt mit dem Nervensystem verbunden sind, ist es logisch, dass ein überaktives Nervensystem die Mastzellen auf Kurs hält und diese je länger desto mehr immer sensibler und empfindlicher auch auf kleinste Reize, die eigentlich keine Gefahr darstellen, reagieren oder überreagieren.

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