Schimmeltoxizität
Wir alle kennen Ihn den Schimmel. Die meisten von uns kennen ihn von verdorbenen Nahrungsmitteln oder von damit befallenen Wänden und Decken in Gebäuden. Auch der „gute Schimmel“ in Form der äusseren Schicht von Weichkäse oder dem weissen Pferd ist vielen bekannt.
Weniger bekannt ist allerdings der Schimmel in unserem Körper. Die Mykotoxine des Schimmels können, von aussen aufgenommen, zu erheblichen Beschwerden und Problemen in unserem Körper führen. Oftmals mehr als uns lieb ist. Schimmel ist immer häufiger Ursache Nr. 1 von vielen Beschwerden. Leider wird dies noch immer sehr selten erkannt und die Labordiagnostik diesbezüglich ist hierzulande auch nicht sehr umfangreich.
Mykotoxine sind Schimmelpilzgifte. Sie sind sekundäre Stoffwechselprodukte aus Schimmelpilzen, die bei Wirbeltieren bereits in geringsten Mengen giftig wirken können. Im Unterschied dazu werden die toxischen Inhaltsstoffe von Grosspilzen (z.B. Fliegenpilz) als Pilzgifte bezeichnet.
Es gibt eine Reihe verschiedener Arten von Schimmelpilzgiften oder Mykotoxinen. Dies sind einige der wichtigsten Kategorien:
- Trichothecene – besonders giftig für den Körper. Schwarzer Schimmel produziert mehrere davon. Dieses Toxin kann unter anderem von den Schimmelpilzen Fusarium und Stachybotrys stammen. Zu dieser Kategorie gehören etwa 170 verschiedene Toxine, die auf Pflanzenmaterial oder im Boden wachsen. Sie können Blutungsstörungen und Störungen des Nervensystems verursachen. Sie beeinträchtigen die Haut, den Magen-Darm-Trakt, die Atmung, die Lunge und die Nebenhöhlen. Sie können blutbildende Zellen schädigen.
- Ochratoxine – Eines der häufigsten Mykotoxine in Lebensmitteln. Beinhaltet Aspergillus- und Penicillium-Arten. Auch in wasserbeschädigten Wohnungen und in Heizungsrohren verbreitet. Es ist giftig für das Immunsystem, die Leber und die Nieren. Sie können auch krebserregend sein. Sie können Probleme mit Harnwegsinfektionen verstärken.
- Gliotoxine – stammen von Aspergillus und Candida. Dies ist das häufigste Schimmelpilzgift, das beim Menschen Krankheiten verursacht. Es kann das Immunsystem erheblich beeinträchtigen. Es kann auch Probleme mit der Lunge, dem Gehirn und dem Knochenmark verursachen. Es wurde mit Gehirn- und Lungentumoren in Verbindung gebracht.
- Aflatoxine – kommen häufig in pflanzlichen Lebensmitteln wie Erdnüssen vor. Fleisch oder Milchprodukte von Tieren, die mit Aflatoxin kontaminiertes Futter gefressen haben, können ebenfalls dieses Mykotoxin enthalten. Die Aflatoxinbelastung wurde mit Nieren- und Leberproblemen, einschliesslich Gelbsucht und Hepatitis, in Verbindung gebracht. Es wurde auch mit Lungenkrebs in Verbindung gebracht.
- Mycophenolsäure – Wird von dem Schimmelpilz Penicillium produziert. Sie unterdrückt das Immunsystem und erhöht das Risiko für Infektionen wie Clostridien und Candida. Eine Exposition während der Schwangerschaft kann zu Geburtsfehlern oder Fehlgeburten führen.
- Citrinin – Wird von einigen Schimmelpilzarten wie Aspergillus und Penicillium produziert. Die Exposition unterdrückt das Immunsystem. Es kann auch zu Nierenschäden führen. Tierversuche deuten darauf hin, dass es Krebs verursachen kann.
Mykotoxine im Körper können zu einer Dysregulierung des Immun- (Mastzellen), Hormon- und Nervensystems (Störungen des Parasympathikus und des Vagusnervs) führen. Weiter kann es zu Methylierungsstörungen (epigenetischen Veränderungen), Magen-Darm-Problemen, verstopften Entgiftungswegen und vielem mehr kommen. Da diese Systeme alle zusammen hängen, kann es zu komplexen Krankheitsbildern bzw. Symptomatiken kommen.
Die Mykotoxine lösen im Körper eine „Cell Danger Response“ aus. Diese Stoffwecheselreaktion dient dazu die Zellen und uns selbst vor Schaden zu bewahren. Diese Reaktion wird auch durch chronische Infektionen mit Viren und Bakterien ausgelöst sowie durch Toxine und chronischen Stress.
Schimmelpilze, Viren und Bakterien können viele Prozesse im Körper ausser Kraft setzen. Im Grunde übernehmen sie diese Prozesse für ihr eigenes Überleben.
Um sich zu wehren, beginnt die Cell Danger Response mit folgenden Massnahmen:
- Methylierung reduzieren
- Senkung des Vitamin-D Spiegels (Supplementation ist nicht unbedingt zielführend, da ein niedriger Vitamin-D Spiegel nicht Ursache sondern Symptom ist und das Ungleichgewicht von Kalzium im Gewebe noch mehr verstärken kann)
- Verhärtung der Zellmembran (Verschiebungen im Kalziumstoffwechsel -> zu hohes Kalzium im Gewebe)
- Erhöhung der Entzündung
- Senkung des Glutathionspiegels
- Erhöhung des Histaminspiegels
- Erhöhte Mastzellenaktivierung
- Verlangsamung der Ausscheidung toxischer Metalle
- Reduzierung der Entgiftungsfunktion (Leber, Niere, Lymphe)
- Veränderung des Häm-Wegs
- Veränderung des Gleichgewichts im Darm (was zu einem undichten Darm beiträgt)
Die Folge sind Entzündungen, Immunreaktionen, ein krankhaftes Gewebe und ein allgemeiner Ausnahmezustand.
All dies geschieht, um zu verhindern, dass Schimmelpilze, Viren, Bakterien und andere Giftstoffe Sie umbringen.
Das ist auch der Grund, warum bei einer Mykotoxinbelastung so viele Dinge nach hinten losgehen können. Z.B. die Methylierung sofort anzugehen – viele Menschen mit Mykotoxinbealstung kommen mit Methylierungshilfen nicht gut zurecht. Denn dies läuft dem Schutzprozess des Körpers zuwider. Die Methylierung ist aber enorm wichtig für die Regulation und Ausscheidung von Schwermetallen.
Viele Menschen mit Mykotoxinbealstung haben viele Schwermetalle im Gewebe und den Organen gespeichert.
Auch Medikamente werden oft nicht vertragen bzw. es geht einem schlechter damit, vor allem wenn es sich um entzündungshemmende Medikamente, Medikamente gegen Allergien, etc. handelt. Diese hemmen die Abwehrreaktion im Körper, beruhigen die Mastzellen. Die Mastzellen sind aber unsere Wächter. Werden diese ausgeschaltet, haben Viren, Bakterien und Mykotoxine freie Bahn.
Mykotoxine sind wahre Nährstoffräuber. Oftmals sind gravierende Nährstoffmängel, die, die Probleme noch verstärken, vorhanden.
Leiden sie schon länger an persistierenden Symptomen oder Erkrankungen (trotz medikamentöser Behandlung) wie unten beschrieben, dann sollten Sie an eine Belastung mit Mykotoxinen denken. Nicht das EBV oder die Borrelienviren sind das Problem, sondern die Mykotoxine, die sich im Körper befinden und diese „Krankheiten“ aufrechterhalten.
- Chronische EBV-Infektionen
- Chronische Borreliose und Ko-Infektionen
- SIBO und andere Darmproblemen
- Candidainfektionen
- Hormonellen Ungleichgewichten
- Schlafproblemen
- Mastzellen-Aktivierung
- Histaminose
- Autoimmunerkrankungen
- Salicylatintoleranz
- Probleme mit Lektionen und Oxalaten
- Sulfur-Sensitivität
- Störung des Aufbaus des roten Blutfarbstoffs Häm
- Schmerzen, die sich wie „Eispickel“ oder kleine „Stromschläge“ anfühlen
- Trockene Augen, verschwommenes Sehen
- Schwierigkeiten bei der Regulierung der Körpertemperatur
- Muskelkrämpfe auf Grund von Elektrolytstörungen
- Taubheit und Kribbeln
- Gelenkschmerzen
- Verdauungsproblemen
- Kognitive Probleme
In der Schulmedizin wird dieses Problem oft nicht erkannt. Antibiotika und antiviralwirkende Medikamente bringen in diesem Fall wenig.
Wir dennoch eine Belastung mit Schimmel in Betracht gezogen, werden diese normalerweise mit Antimykotika behandelt. Dies führt aber dazu, dass der Schimmel kurz bevor er „stirbt“ noch mehr Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) freisetzt. Dies kann die Thematik noch verstärken vor allem wenn gleichzeitig die Entgiftungswege nicht unterstützt werden und keine Bindemittel eingenommen werden.
Bei der Entgiftung von Mykotoxinen kommt es auf eine bestimmte Reihenfolge und die richtigen Mittel an. Es gibt unzählige Arten von Schimmelpilzen und somit Mykotoxinen. Nicht jedes spricht auf das selbe Mittel an.
Ganz wichtig:
1. Finden Sie heraus, welche Mykotoxine sie im Körper haben
2. Unterstützung des Nervensystems – Schimmelpilzgifte verursachen Störungen des Vagusnervs, des Parasympathikus und des limbischen Systems.
3. Ausscheidung – Verstopfung und Wasserkonsum – Alle Giftstoffe werden sowohl über den Urin als auch über den Stuhl ausgeschieden, weshalb es äusserst wichtig ist, ausreichend Wasser zu trinken und täglich regelmässigen Stuhlgang zu haben.
4. Unterstützung der Mastzellen (falls dies ein Problem darstellt) – Die Mastzellen werden durch Schimmelpilzgifte stark dysreguliert. Dies trägt zu allen Symptomen der Mastzellenaktivierung bei Schimmelpilztoxizität bei.
5. Gezielte Bindemittel – Bestimmte Bindemittel binden verschiedene Arten von Schimmelpilzgiften besser als andere. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Sie Ihre Mykotoxine getestet haben und wissen, welche Sie haben.
Toxine und Bindemittel:
- Aflatoxin (gebunden durch Saccharomyces Boulardii, Betonit, Aktivkohle, Chlorella, Propolmannan)
- Gliotoxin (gebunden durch Saccharomyces Boulardii, Zeolith oder Betonit, Propolmannan)
- Sterigmatocystin (gebunden durch Saccharomyces Boulardii)
- Zearalenon (gebunden durch Saccharomyces Boulardii)
- Enniatin B (gebunden durch Betonit, Aktivkohle, Chlorella, Propolmannan)
- Sterigmatocystin (gebunden durch Zeolith oder Betonit, Aktivkohle, Chlorella, Propolmannan)
- Trichotecen (gebunden durch Betonit, Aktivkohle, Chlorealla, Propolmannan, L. Rhamnosus)
- Zearalenon (gebunden durch Zeolith oder Betonit, Propolmannan, L. Rhamnosus)
- Ochratoxin (gebunden durch Aktivkohle, Zeolith)
- Chaetoglobosin (Propolmannan)
6. Unterstützung der erforderlichen Entgiftungswege – Verschiedene Arten von Mykotoxinen werden über unterschiedliche Entgiftungswege ausgeschieden.
Über die Glucuronidierung werden entgiftet (Calcium-D-Glucarat unterstützt diesen Weg -> auch gut bei Östorgendominanz):
- Alternaniol
- Mycophenolsäure
- Ochratoxin
- Riordin E
- Sterigmatocystin
- T-2 Trichothecene
- Verrucarin A
- Zearalenon
Über Gluthation werden entgiftet:
- Aflatoxin B1
- Ochratoxin
Und dann gibt es noch einige andere Entgiftungswege, wie Sulfatierung, Methylierung, Konjugation, Acetylierung und Aminosäurekonjugation, die ebenfalls beteiligt sein können.
7. Antimykotika – Der letzte Schritt wäre die Einnahme von Antimykotika. Der Grund dafür ist, dass die Antimykotika jede Art von Schimmelpilz, die sich in Ihrem Körper angesiedelt hat, abtötet, sobald Sie mit der Einnahme beginnen.
Manche Menschen haben nur Schimmelpilzgifte. Sie sind nicht mit Schimmelpilzen besiedelt. Wenn das auf Sie zutrifft, werden Sie sich wahrscheinlich schon mit Bindemitteln und ein wenig Unterstützung bei der Entgiftung besser fühlen. Wenn das der Fall ist, sind Antimykotika nicht erforderlich. Diejenigen, die sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wesentlich besser fühlen, haben es wahrscheinlich auch mit Schimmelpilzkolonien zu tun.
Wie lange es dauert um Schimmelpilze zu entgiften hängt von drei Faktoren ab:
- Mit wie vielen Sie es zu tun haben
- Wie hoch die Belastung ist
- Wie empfindlich Sie sind
Die Zeitspanne reicht von 3 Monaten bis zu 6 Monaten, möglicherweise sogar bis zu einem Jahr oder länger – je nachdem, was los ist.
Führen Sie eine Entgiftung nie auf eigene Faust durch. Es ist ganz wichtig langsam anzufangen, damit keine zu starken Entgiftungserscheinungen auftreten. Wichtig ist auch zu wissen wie es um Ihre Epigenetik, Ihre Nährstoffe und Entgiftung steht.
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